Morgens und abends
Morgens siehst du mich manchmal lachend, verrückte Schreie ausstoßend, ohne Sinn,
die Angst kurze Zeit vergessend, wenn ich fast schon wahnsinnig bin,
von der Gefahr wegschauend, den Blick abgewandt.
Und während der Soldat in der Feuerpause schnell eine schlechte Zigarette raucht,
bauen tief unten im Bunker
nackte Frauen und Männer Bomben aus ihren eigenen Knochen zusammen,
damit sie tanzen können, ganz frei wie Adam und Eva, um blutende Leiber und totes Fleisch,
während sich flüchtende Frauen und Kinder voller Panik zertrampeln wie eine Horde Vieh.
Oh Gott, warum hält sie keiner auf?
Warum können sie weiter marschieren?
Warum schickt ihr sie dort hin?
Warum mischt ihr euch ein?
Abends siehst du mich manchmal weinend, zusammengekauert, tränenüberströmt,
von den Gefühlen überwältigt, wie schon lang' nicht mehr gewöhnt,
von der Grausamkeit des Bewußtwerdens übermannt.
Und die Verantwortlichen zwängen sich einen Schlips um den Hals,
um sich scharf bewacht zu zeigen, in einer zerbombten Stadt.
Und während die Klinik, in der gerade der Schrei eines Neugeborenen die Luft erfüllt,
wie eine Bombe zerplatzt, nähen sie woanders den Bauch eines Soldaten zu,
damit ihm in der nächsten Sekunde eine Granate seinen Eier wegreißt.
Vielleicht ist das der Sinn?
Das Ende in Asche und Rauch?
Vielleicht kommt der Mensch erst danach?
Oh Gott, haltet sie bloß nicht auf!